Mit ganz viel Verspätung kommt nun also meine Zusammenfassung des .NET Open Space 2008 in Leipzig. Zunächst ist zu sagen, dass Leipzig wirklich eine schöne Stadt ist. Dank eines ortskundigen Teilnehmers konnten wir am Freitag einige tolle Ecken von Leipzig besichtigen (Auerbachs Keller war natürlich ein Muss). Die Party am Freitag Abend war eine angenehme, lustige Runde zum Kennenlernen.
Der Samstag startete dann mit einer Erklärung des Open Space Konzeptes durch Stefan und der anschließenden Planung der Sessions. Der Versuch, demokratisch jedem Wunsch (und jeder Kollisions-Vermeidung) bei den Sessions beizukommen stellte sich im Laufe des Tages noch als Problem heraus – es dauerte einfach zu lange.
Die erste Session zum Thema “Testen, Test-First, Testbarkeit” interessierte anscheinend fast alle Teilnehmer. Dies führte schnell zur Wandlung in eine (sehr gute) Einstiegs-Veranstaltung und schließlich dann auf die Frage:
Wie verkaufe ich das ans Management?
Dank Björn und Gabriel kam die Diskussion von TDD schnell zu BDD.
Die zweite Session des Tages (die ich besuchte) war ein großer Pool von xDDs: “DDD, BDD, FDD, MDD, MDA, MDSD”. Abgesehen von der Tatsache, dass die Session einfach zu viele Themen gruppierte, gab es zunächst eine Einführung in einige der genannten xDDs. Leider kam die Diskussion zu “xDD – Wieviel wovon?”, die Lars und ich uns gewünscht hätten, nicht zum Zuge. Dafür gab es schnell mal wieder die Frage
Wie verkaufe ich das ans Management?
Überhaupt schien dies für manche ein zentraler Aspekt der Konferenz (oder ihrer Probleme) zu sein: Wie lassen sich aktuelle Entwicklungsmethoden, Ansätze, Philosophien verkaufen? Manch einer soll über TDD auch sagen, dass es einfach zur Professionalität eines jeden Entwicklers gehört, maschinell überprüfbare Tests zu schreiben… Ich hätte gedacht, dass die treibenden Kräfte hinter dieser Dauer-Frage sich schließlich doch zu einer separaten Session treffen, um dies ausführlich zu diskutieren – leider kam es dazu nicht. Somit blieb die Frage weiterhin immer offen im Raum herumschwirren.
Open Space wird auch die organisierte Kaffeepause genannt. Und in den Pausen von dieser organisierten Pause ergaben sich dann einige sehr Interessante Diskussionen unter anderem mit Lars und Björn über Architektur aus der ALT.NET-Sicht und “Von Java lernen”.
In der letzten Session, die ich am Samstag besuchte, war das Thema “ORMs – NHibernate vs LLBLGen”. Es stellte sich schnell heraus, dass hier datenzentrische auf objektzentrische Entwickler trafen, und die wahl der Tools davon maßgeblich geprägt ist. Heftig diskutiert war auch die Frage nach der Einstiegsschwelle von NHibernate. Einige Ehrfahrungsberichte brachten dann doch nahe, dass die grunsätzliche Schwelle niedrig ist – komplizierte Szenarien aber einfach von ihrer Natur her kompliziert sind.
Der erste Tag zeigte, dass die Organisation der Konferenz super, ja (fast) perfekt war. Das Konzept funktionierte wunderbar. Zu meiner Überraschung war das mehrheitliche Interesse doch im Themenbereich ALT.NET angesiedelt (neben den Bereichen Mobile und Softskills).
Am Abend setzten sich die Diskussionen in kleineren Runden auf der Party fort.
Der Sonntag stand zunächst ganz im Zeichen einer schnelleren Session-Aufteilung (Continuous Improvement !) und einer Live-Coding Session zur Demonstration von BDD und Pairprogramming. Diese wurde von Björn und Gabriel durchgeführt. Für mich zeigte sich wieder einmal, dass BDD unschlagbar gut zu vermitteln ist - im Gegensatz zu reinem, alten TDD. Auch die Art der Präsentation (Pairprogramming), wie sie bereits von JP Boodhoo in Bonn demonstriert wurde, scheint einfach gut zu funktionieren.
Später kam es dann zur ersehnten Session zum Thema “ALT.NET Architektur – Von Java Lernen”. Diskutiert wurden zunächst ein typischen Szenario einer verteilten Anwendung. Das Szenario waren drei typische Services für Warenkorb, Kundenmanagement und Bestellungsbearbeitung. Anschließend stellte ein Teilnehmer seine .NET Architektur vor und ich habe mit Lars die gängigen Konzepte im Java Enterprise Bereich und auf Java Application Servern vorgestellt. Offenkundig war die starke Tendenz, Skalierbarkeit in der Performanz durch Asynchronität und Messaging zu realisieren.
Als Ergebnis der Diskussion würde ich sehen, dass wir im ALT.NET Umfeld gerade erst noch am Anfang der Diskussion stehen. Eigentlich bauen alle irgendwie Enterprise Architekturen in .NET, nur scheint kaum jemand darüber zu sprechen (und die MS Guidelines sind von 2005…), gerade über komplexere Themen wie Skalierbarkeit, Sicherheit, … Wir können und müssen wohl noch einiges vom Java Enterprise Bereich lernen. Mehr dazu demnächst…